Bezirk Mittelfranken büßt an Glaubwürdigkeit ein – Hohles Geschwätz um Sicherheit Ein Stück Psychiatrie-Geschichte und Baukultur soll verschwinden
Die GRÜNEN haben als Einzige in der Bezirksausschuss-Sitzung am 11. Februar 2010 gegen den Abriss eines über 100jährigen Jugendstilgebäudes im Bezirksklinikum Ansbach gestimmt.
Obwohl das Gebäude unter Denkmalschutz steht und sich auch das Landesamt für Denkmalpflege für einen Erhalt ausgesprochen hat, soll das Haus geopfert werden, um die Forensik durch einen Neubau zu ergänzen. Es sollen damit zwei außenliegende Stationen integriert werden und wenige neue Plätze geschaffen werden.
In einem Antrag für die Bezirksausschuss-Sitzung forderten die Grünen den Vorstand des Kommunalunternehmens auf, Herrn Werner Siemon, detailliert und transparent zu verdeutlichen, welche Alternativen es zum Abriss des denkmalgeschützten Hauses 16 gäbe. Leider folgten nur unbefriedigende Antworten. Trotz mehrmaliger Aufforderung seitens der Grünen, anhand einer Abwägung von Vor- und Nachteilen unterfüttert von Zahlenmaterial zwei Alternativen – Abriss oder Osterweiterung – gegenüberstellen, gab es nur sehr allgemein gehaltene Informationen.
Die Argumente, die sich hauptsächlich auf Sicherheitsaspekte bezogen, überzeugten nicht. Bezirksrätin Birgit Raab: „Es gäbe Alternativen wie zum Beispiel eine Osterweiterung, die einerseits dem Denkmalschutz gerecht werden könne und andererseits die Anforderungen einer modernen Forensik erfüllen könne.“ Uns drängt der Verdacht auf, dass von vornherein nur in eine einzige Richtung geplant worden ist und kein Wille vorhanden war, mögliche Alternativen zu beleuchten. Vermutlich will man sich eine Restaurierung des Gebäudes sparen.
Doch das soll nur der Anfang sein. Weitere denkmalgeschützte Häuser sollen – Haus 9 und Haus 14 – folgen.
Es geht um die Glaubwürdigkeit des Bezirks – wir können nicht denkmalgeschützte Häuser am Nachmittag prämieren und gleichzeitig am Vormittag leichtfertig den Abriss eines denkmalgeschützten Hauses mehrheitlich beschließen – wie geschehen.
Das Haus 16 wurde vom Architekten Förster erbaut. Es ist nach Einschätzung des Landesamtes für Denkmalpflege eines der am besten erhaltenen Gebäude der Pavillion-Anlage des Bezirksklinikums Ansbachs. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts hatte man sich bewusst für eine Pavillon-Bauweise im Grünen entschieden, um die Gesundung von psychisch Kranken durch eine angenehme Umgebung zu unterstützen. Nun droht ein schwerer Eingriff für das Ensemble.
2010-01-26 Antrag BA Alternative Anbau Forensik
Von: Birgit Raab
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