Grüne informierten sich bei einem Besuch der „Brücke“ in Weißenburg

von links nach rechts: Birgit Raab, Dr. Klaus Hiemeyer, Leiter der „Brücke“ Norbert Fiedler auf dem Dienstfahrrad
Psychische Erkrankungen sind häufig ein gesellschaftliches Tabuthema und das macht die Lage für Betroffene meist nicht einfacher. Die Weißenburger Tagesstätte „Brücke“ zur Förderung seelischer Gesundheit ist eine von insgesamt sechs Einrichtungen in Mittelfranken, die ein ganz konkretes ambulantes Hilfsangebot bietet.
Die grüne Bezirkstagsfraktion informierte sich bei einem Besuch der „Brücke“ über dieses ambulante Eingliederungsangebot.
Rainer Meyer (Name von der Redaktion geändert) ist einer von rund 40 Menschen, der das Angebot der „Brücke“ seit einigen Jahren schon in Anspruch nimmt. Nach einer Umschulung zum Berufskraftfahrer begannen seine Probleme. Er fand keinen Job und verkroch sich in seiner Wohnung, hatte kaum noch soziale Kontakte und wollte nicht einmal mehr den Fernseher einschalten. Dann plötzlich hat es angefangen: Der heute 38-Jährige hörte Stimmen, konnte nicht mehr schlafen, bekam furchtbare Albträume und irgendwann erfolgte die Einweisung in das Bezirkskrankenhaus nach Ansbach – Diagnose „Psychose“. „Insgesamt musste ich drei Monate in Ansbach bleiben“, erzählt der hoch gewachsene Mann. Während dieser Zeit bekam er eine Betreuerin, „und die sorgte dann dafür, dass ich nach meinem Aufenthalt im Bezirkskrankenhaus einen Platz in der „šBrücke“™ bekommen habe.“
Dort hat Meyer nun einen geregelten Tagesablauf und die Möglichkeit soziale Kontakte zu knüpfen. Der Leiter der Tagesstätte, Norbert Fiedler, betont: „Es ist vor allem der geregelte Tagesablauf, den solche Menschen ganz dringend brauchen, damit sie eben nicht wieder ein alte Verhaltensmuster zurückfallen.“
Bei dem 38-Jährigen geht das Konzept auf. „Ich bin so froh, dass ich die Möglichkeit habe, hier jeden Tag herkommen zu können.“ Das Hilfsangebot beruht sich dabei immer auf Freiwilligen-Basis.
Bei einem Rundgang zusammen mit den Grünen Bezirksräten Birgit Raab und Dr. Klaus Hiemeyer zeigte der Tagesstättenleiter dann auszugsweise das vorhandene Arbeitsangebot. „Es werden zum Beispiel am Vormittag von neun bis 12 Uhr verschiedene Artikel der Firma Schwan Stabilo einsortiert und verpackt. Danach gibt es dann ein gemeinsames Mittagessen.“
Das Besondere ist, dass das Essen selbst in der großen Küche zubereitet wird. Rainer Meyer hilft auch hier oft. „Wir gehen selbst einkaufen, kochen anschließend für 15 bis 20 Personen und putzen danach die Küche.“ Für die Einkaufsfahrten steht auch ein eigens angeschafftes Dienstfahrrad bereit, auf das der Tagesstättenleiter ganz stolz ist. „Das ist ein guter Schritt in ein eigenständiges Leben, denn viele unserer Besucher haben ja auch privat kein Auto zur Verfügung.“
Und in Richtung selbständiges Leben wird noch einiges mehr angeboten: von Tanz über Fußball, Gymnastik, einer Rythmusgruppe bis hin zu gemeinsamen Ausflügen ist ein buntes Programm vorhanden. Auch Bezirksrätin Raab zeigt sich begeistert: „Das ist genau die Hilfe, die gebraucht wird. Es ist einfach wichtig, dass es solche Einrichtungen gibt.“
Der Meinung kann sich der 38-jährige Rainer Meyer nur anschließen: „Ohne die „šBrücke“™ hätte ich es nicht soweit geschafft. Ich gehe sogar am Wochenende mit Freunden wieder in die Disco“.
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